Lucas & Arthur Jussen

Review: Musikalisch Seelenmassage im Werner-Richard-Saal

Monday 4 May 2015

Die Brüder Lucas und Arthur Jussen machten den Klavierabend zu vier Händen zu einer spannenden Angelegenheit.
(29. April 2015)

Review: Musikalisch Seelenmassage im Werner-Richard-Saal

HERDECKE. Die niederländischen Brüder Lucas und Arthur Jussen verpassten ihrem grossen Publikum im Werner-Richard-Saal eine erfrischende Seelenmassage: An- und aufregender als dieses Konzert kann kein Krimi sein.

Mit “Grand Rondeau” A-Dur op. 107 D 951 für Klavier zu vier Händen von Franz Schubert stellten sie ein vollgriffiges Werk vor (Lucas rechts, Arthur links), punktgenau im Zusammenklang wie ein sehr gutes Orchester. Zeitverzögerungen zur Vorbereitung neuer Themenansätze im Trugschlussverfahren stimmten perfekt überein, führende Stimme und Begleitung, alle Töne hatten ihren speziellen Ausdruck. Lucas präsentierte die Sonate A-Dur op. 120 D 664 mit ähnlich liedhaftem Thema im 1. Satz, ein Meister aller dynamischen Schattierungen von filigranzart bis zu dröhnendem Gepolter. Die Sonate für Klavier zu vier Händen von Poulenc mit ihrem rhythmisch gehämmerten Drive zu Beginn des Prélude im Kontrast zu kantablen Passagen, einem idyllischen Rustique und einem sehr lebhaften kecken Final in Rondoform war ein Sprung in die Moderne. Bewundernswert die nahtlos in vier Händen wechselnden rasenden Läufe quer über die Tastatur! Arthur stellte mit “Mélancolie” den Komponisten als Romantiker vor.

In Maurice Ravels “Jeux d’eau” sah man in blitzschnellen quirligen Motiven im Diskant die Sonne auf dem Wasser glitzern, im Bass brodelnde Wellen aufschlagen; in flächiger Motivik glätteten sich die Wogen: ein farbenreiches Tongemälde. Der Impressionisten-Kollege Debussy liess in “L’isle joyeuse” (Die fröhliche Insel) auch das Wasser sprudeln, fügte aber noch akkordische Tanzrhythmen für die glüchlichen Bewohner hinzu.

Zuhörer tobten vor Begeisterung
“Ma mere l’oye” (Meine Mutter, die Gans) für Klavier zu 4 Händen von Ravel lässt das Tier als Märchenerzählerin auftreten. Hier tauschten die Brüder die Rollen: Arthur recht, Lucas links. “Pavane de la belle au bois dormant” schildert in ruhig schwingenden Akkorden Dornröschen im schlafenden Wald. “Petit poucet” ist der Däumling, der seinen mit Brotkrumen bestreuten Weg vergeblich sucht: Kuckucksrufe und Zwitschern verraten die Vertilger.

Die Zuhörer tobten vor Begeisterung. Christa Stronzik von der Werner-Richard-Dr.-Carl-Dörken-Stiftung wurde für ihre Flaschengeschenke mit Küsschen belohnt, und das Publikum mit “Jeux d’enfants” von Bizet und der Pizzicato-Polka von Johan Strauss als zugabe. (Von Renate Schmoll)

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