Tuesday 1 May 2018
Eine Aufnahme – zwei Veroffentlichungen. Camille Saint-Saëns’ ,,Karneval der Tiere” gibt es auf einer reinen Musik-CD, gekoppelt mit Francis Poulencs Konzert für zwei Klaviere und Fazil Says ,,Night”: Das ist eine rundum gelungene Produktion, musikalisch und programmatisch. Und es gibt ihn – nur für den deutschen Markt – ohne Poulenc und Say, dafür mit einem Text von Roger Willemsen, gelesen von Katja Riemann.
Man mag der Schauspielerin die Begeisterung für Willemsens zeitkritische Parodie abnehmen, doch wirkt ihr Vortrag insgesamt seltsam gekünstelt und gewollt. An der musikalischen Qualitat des
,,Karneval”, dem in beiden Fallen dasselbe Aufnahme-Material zugrundeliegt, andert das natürlich nichts. Der klingt im Spiel der niederlandischen Jussen-Brüder Lucas und Arthur fetzig, humorvoll und gerade in den gelaufigen Passagen wunderbar geperlt, getragen von einem aufmerksamen, farbenfrohen Orchester.
Auch Poulencs Konzert für zwei Klaviere perlt und quirlt. Am Anfang gibt es eine Reihe von bohrenden Tonwiederholungen, die im schlimmsten Fall wie eine Etüde klingen. Doch die Jussen -Brüder spielen das so quicklebendig und leicht , dass es eine Freude ist. Beim ersten Zusammentreffen mit Stéphane Denève ließ der ihnen einige Lehren in Sachen Partitur-Genauigkeit zukommen. Nun, nach einigen Jahren, gelingt vieles.
In der ungewohnlichen Programmzusammenstellung schließt sich an Poulencs Konzert ein Werk von Fazil Say an: ,,Night”, das der türkische Pianist und Komponist für die Jussen-Brüder komponiert hat und das von ihnen Ende 2016 uraufgeführt wurde – ein zehnminütiger Satz, beklemmend, gespenstisch, stellenweise wie eine musikalische Groteske wirkend.
Christoph Vratz